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Kannibalismus in Europa
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Beitrag Kannibalismus in Europa 
Aloha zusammen,

ich habe diesen Beitrag schon einmal an anderer Stelle gepostet. Da er aber dort nicht so hinpasst habe ich ihn hier noch einmal reingestellt.

Es geht hierbei um den Kannibalismus in Europa, der im 16./17.Jahrhundert üblich war.

In Europa war es im 16./17.Jahrhundert üblich Leichen und Leichenteile zu verzehren. Der Verzehr von Leichen und die daraus entstehenden Arzeneirezepturen zur Verarbeitung menschlicher Körper waren fast so gängig wie der Gebrauch von Kräutern, Wurzeln und Rindern. Man kann also sagen, das Leichenteile und Blut Bedarfsartikel waren, die es in jeder Apotheke gab. In Hoch-Zeiten des sog. "medizinischen Kannibalismus" gab es sogar "Lieferengpäse". Europäer waren also eifrige Kannibalen.

Aber das war keine Erfindung des 16.Jahrhunderts, denn schon die Römer tranken Gladiatorenblut gegen Epilepsie. Erst in der Renaissance bekam die sog. Totenmedizin eine umfassende Bedeutung, als z.B. ägyptische Mumien als "Elixier des Lebens" geschreddert wurden. Anfang des 17.Jahrhunderts verlegten sich Heiler und Ärzte auf die sterblichen Überreste von Hingerichteten aber auch von Bettlern und Aussätzigen. Dabei war Paracelsus einer der vehementesten Verfechter der Leichenfledderei, die schließlich selbst in die höchsten Schichten der Gesellschaft populär wurden.

Der britische König Karl II. zahlte angeblich 6.000 Pfund für ein Rezpet zru Verflüssigung des menschlichen Hirns. Das resultierende Destillat, als "des Königs Tropfen" in die Medizingeschichte eingegangen, trank der Regent fast täglich. Gelehrte, Adlige und einfache Leute schworen auf die Heilkraft des Todes. Nicht selten drängten sich Epileptiker mit einer Tasse in der Hand um das Schafott um sich das Blut aus dem Körper des geköpften zu erhaschen. Totenschädel fanden als Arznei Verwendung zur Stillung von Blutungen ebenso wie Menschefett Rheuma und Arthritis lindern sollte. Leichenpaste heilte angeblich Quetschungen. Für manche Protestanten war Menschenfleisch der Ersatz für die Eucharistie gewesen. Einige Mönche kochten aus dem Blut Verstorbener eine Art Marmelade.

In erster Linie ging es um die innewohende Lebenskraft im menschlichen Organismus, dies in der Annahme, das alle Organismen eine vorbestimmte Lebensspanne besitzt. Stirbt ein Körper nun auf unnatürlicher Weise, zum Beispiel durch Exekution, konnte der Rest der Lebenszeit gleichsam geerntet werden.

Allerdings nicht immer mit Erfolg. Papst Innozenz VIII. lag 1492 im Sterben, weshalb Ärzte drei Knaben zum Aderlass "baten". Das Blut gaben sie dem Pontifex in der Hoffnung, das er sein iridisches Leben verlängern könnte. Der Papst starb, die Knaben leider auch.

Außerhalb von Europa haben die Personen, die andere Menschen aß meist eine (innige) Beziehung gehabt. In Europa war der Kannibalismus dagegen ausgesprochen asozial. Es zählte ausschließlich die Qualität; menschliche Körperteile wurden wie Handelswaren gekauf und verkauft, in der Hoffnung Profit zu machen.

Mit der medizinischen Aufklärung der Ärzte Ende des 18.Jahrhunderts war dann der Kannibalismus in Europa ziemlich vorbei.

Der Spiegel befasst sich in der Ausgabe 05/2009 ausführlich mit dem Thema.

Liebe Grüße
Frank

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Beitrag  
Lieber Frank,

diesen Beitrag habe ich mir heute noch einmal durchgelesen und antworte erst jetzt; denn beim ersten Mal fehtlen mir noch die Worte.

Viel kann ich dazu immer noch nicht sagen. Nur, dass ich froh bin, dass die Menschen sich in den letzen paarhundert Jahren
wenigstens ein bischen entwickelt haben.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass noch vieles fehlt und die Entwicklung noch ein großes Stück weiter gehen muß.

Liebe Grüße
Manfred


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Beitrag  
Dieser Beitrag fällt mir immer mal wieder auf und bringt mich immer wieder neu zum Nachdenken.

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