Die Engel, arabisch الملائكة al-Mala'ika (einschließlich der Erzengel) sind nach islamischer Lehre keine verniedlichten Wesen, wie man sie aus europäischen Darstellungen kennt, sondern - ähnlich der biblischen Darstellung - gewaltige und mächtige unsichtbare Licht-Gestalten von teils gigantischen Ausmaßen, die ihre jeweiligen Aufgaben haben.
Die Engel sind im Islam die Boten, die den Propheten die Offenbarungen Allahs übermitteln (Sure 2:98-99). So ist beispielsweise dem Propheten Mohammed der Erzengel Gabriel erschienen und hat ihm den Koran übermittelt.
Der Koran erwähnt in besonderer Form vier Erzengel: Michael (Mikail), der Engel der Gerechtigkeit; Gabriel (Gibril), der als Übermittler der göttlichen Weisheit verehrt wird; Azrael, der der Todesengel ist; und Israfil, der der Engel des Jüngsten Gerichts ist.
In der Geschichte Mohammeds spielen Engel eine große Rolle. So berichtet der Mohammedbiograf Ibn Ishaq, dass in der Kindheit des Propheten zwei Engel erschienen, die die Brust des jungen Propheten öffneten, um daraus einen dunklen Fleck zu entfernen. Dadurch soll der Überlieferung nach alles Böse aus Mohammeds Seele entfernt worden sein.
Zu dem persönlichen Begleiter des Propheten Mohammed gehört der Erzengel Gabriel, der dem Propheten im Lauf dessen Lebens immer wieder erschien. So wird bei der Himmelfahrt des Propheten Mohammeds berichtet, dass in dieser besonderen Nacht der Erzengel Gabriel Mohammed weckte und ihm ein besonderes Pferd, den Buraq, überreichte. Dieses Pferd soll Flügel gehabt haben. Auf diesem Pferd flog Mohammed in Begleitung des Erzengels Gabriel zur Al-Aqsa Moschee nach Jerusalem. Dort verrichtete der Prophet Mohammed zusammen mit all den Propheten und Gesandten Allahs von Adam bis Jesus das islamische Ritualgebet. Anschließend führte der Erzengel Gabriel den Propheten Mohammed durch die sieben Paradiese bis hin zu Allahs unmittelbarer Gegenwart.
Auch bei der Übermittlung der Suren des Koran erschien dem Propheten regelmäßig ein Engel, in der Regel wiederum der Erzengel Gabriel. Zeugen berichteten, dass parallel zu der Übermittlung der Suren die Erde zitterte, die Pferde sich sträubten und alle Menschen von einem unmittelbaren Glücksgefühl erfasst wurden. Zur damaligen Zeit kamen sogar extra Menschen angereist, um an diesen Wundern teilzuhaben, wenn dem Propheten wieder eine Sure übermittelt wurde.
Auch kriegerisch greifen der islamischen Überlieferung nach die Engel zugunsten der Menschen ein. Im Jahr 624 kam es zu der für die Geschichte des Islam entscheidenden Schlacht von Badr. In dieser Schlacht rückte ein gut ausgerüstetes und von der Mannschaftsstärke vielfach überlegenes mekkanisches Expeditionsheer aus, um vor Medina die Muslime unter der Führung des Propheten Mohammed zu vernichten. In dieser Schlacht sollen unter der Führung des Erzengels Gabriel ebenfalls Engel kriegerisch in den Kampf zugunsten der Muslime eingegriffen haben, weshalb das mekkanische Heer völlig aufgerieben wurde.
In späteren Jahren berichtete der Prophet Mohammed, dass ihm jedes Jahr der Erzengel Gabriel einmal in besonderer Form erschien, um mit ihm gemeinsam den bis dahin offenbarten Koran zu zitieren. Auch Mohammeds Begleiter sollen den Erzengel Gabriel gesehen haben. So berichtet der Mohammed Biograf Ibn Ishaq, dass am Ende seines Lebens Mohammed mit seinen Gefährten im Kreis saß, als ein schöner Mann die Runde betrat. Obwohl dieser Mann nicht die Kleidung eines Reisenden trug, kannte doch keiner der anwesenden Muslime diesen Fremden, der als mit einem strahlend weißen Gewand und strahlend schwarzen Haaren beschrieben wurde. Dieser Mann setzte sich vor anwesenden Zeugen dem Propheten Mohammed gegenüber, um ihm Fragen über den Islam zu stellen. Später berichtete Mohammed, dass dieser Mann der Erzengel Gabriel war.
Der Hadith sagt, dass Allah jeweils am 120. Tage nach der Zeugung einen Engel sendet, der dem ungeborenen Menschen den Odem Gottes einhaucht.
Ein zentrales Element des islamischen Glaubens ist, dass jeder Mensch hinter sich bei der linken und der rechten Schulter einen speziellen Schreiberengel hat, der alle guten, beziehungsweise bösen Taten der Menschen aufschreibt. Während der Engel zur rechten jede gute Tat sofort aufschreibt, wartet der Engel zur linken noch eine gewisse Zeit, um eine schlechte Tat aufzuschreiben. Der Islam lehrt, wenn der Mensch eine Tat vor Gott bereut und zum Ausgleich etwas Gutes tut, wie beispielsweise sich zu entschuldigen, einen Geldbetrag zu spenden, zu beten oder den Koran zu lesen, wird die schlechte Tat nicht aufgeschrieben.
Am Ende des Lebens erscheinen dann die beiden Engel und präsentieren alle guten, beziehungsweise schlechten Taten eines jeden Menschen. Überwiegen die schlechten Taten eines Menschen, so kommen die Menschen in die Hölle. Überwiegen aber die guten Taten, so treten die Gläubigen in das Paradies ein.
Das islamische Ritualgebet, das praktizierende Muslime mindestens fünfmal täglich vollziehen, endet darum auch immer in der knienden Position mit einer Kopfbewegung zur rechten und zur linken Schulter. Dabei grüßen die Gläubigen die beiden Schreiberengel.
Die Sufis, die islamischen Mystiker, lehren, dass die Engel in ununterbrochenen Gottgedenken mit ihrem Schöpfer Allah verbunden sind. Durch spezielle Gesänge (Dhikr) und Tänze gehen so die Sufis in einen engelhaften Zustand über, um Allah näher zu sein, aber auch, um heilerisch zu wirken.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Engel)