Die ersten Engeldarstellungen finden sich um 2250 v. Chr. in Mesopotamien, z. B. auf einem Rollsiegel des Schreibers Adda. Um 1500 v. Chr. reichte die Macht Ägyptens bis in jenes Gebiet, und die Engeldarstellungen sind von dort nach Ägypten gekommen.
Während der Sarkophag der Pharaonin Hatschepsut um 1450 v. Chr. auf der Stirnseite noch einen Engel ohne Flügel zeigt, trägt der Sarg des Pharaos Tutanchamun schon mehrere Engel-Darstellungen mit ausgebreiteten Flügeln, desgleichen findet man auch auf verschiedenen Pektoralen. Einer der eindrucksvollsten Darstellungen ist der Sarkophag des Pharao Haremhab, ca. 1350 v.Chr. Er zeigt auf allen vier Ecken fast körpergroße Engel, die ihre bodenlangen Flügel rückwärts schützend über den Toten halten.
In der gleichen Zeit, ab etwa 1200 und von da durchgängig bis zu den Ptolemäern wird es üblich, geflügelte Schutzengel über die Grabeingänge oder an Grabwände zu malen. So ist z. B. das Grab der Nefertari mit solchen Engelabbildungen ausgestattet. Hier in Ägypten sind es die Göttinnen Isis, Nephthys, Selket und Maat, die Engelgestalten darstellen, erkennbar an ihrem speziellen Kopfschmuck.
Vier Jahrhunderte später finden sich Engel in den Königspalästen der Assyrer in Ninive, Nimrud oder Dur Scharrukin, zum Teil mit Doppelflügeln nach oben und unten, als so genannte Genien, auf riesige Steinplatten gemeißelt. Sie sind auch die Vorbilder des Traumes beim Propheten Jesaja in seiner Berufungsvision.
Etwa um 600 v. Chr. bekamen die Griechen unter dem Pharao Psammetich I. Zugang nach Ägypten und lernten dort die Monumental-Architektur und Reliefkunst und wohl auch die Engelbildnisse kennen. Sie ahmten nach, und so finden wir um ca. 450 v. Chr. viele Engeldarstellungen auf Vasen. Viele davon findet man heute im Britischen Museum. Griechische Künstler waren es schließlich, die ersten Vollplastiken von Engeln schufen, als Nike von Samothrake (Louvre) oder die des Paionius. Der Engel auf den Quadrigen in Berlin, London oder Paris stellt ebenfalls die Siegesgöttin Nike dar mit Siegeskranz und Palmenzweig. Heute wird diese jedoch zumeist einfach als Engel wahrgenommen.
Ab 500 v. Chr. war Juda Provinz des damaligen Weltreichs der Perser. Die Perser waren Anhänger der Religion des Zarathustra, die bereits eine Lehre der Engel kannte und auch den Glauben des jüdischen Volkes beeinflusst hat. Schließlich kamen die Römer, bauten ihrerseits ein Weltreich und übernahmen vieles aus der Kultur ihrer Vorgänger, auch die Engel, die sich in ihrer Funktion und Gestaltung oft veränderten. Sie glichen den Putten späterer Jahrhunderte.
Erst im 4. Jahrhundert nach Christus wurde das Christentum zur Staatsreligion. In den ersten drei Jahrhunderten nach Christus sind von den Römern noch viele Mosaike mit schönen Engelgestalten als Fußböden entstanden, die heute beispielsweise in Tunesien zu bewundern sind. Fast nahtlos gehen Engel dann in die Ausschmückungen der frühen byzantinischen Kirchen über (z. B. Ravenna).
Durch alle Kulturen und Jahrhunderte hindurch hat sich die Funktion der Engelgestalten kaum verändert. Sie sind da eingesetzt, wo Vermittlung zwischen Gott und Menschen entstehen soll und vor allem, wo Schutz vonnöten ist.
(Quelle: http://www.wikipedia.org)