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Das Wort zum Sonntagl vom 16, 02, 08
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Beitrag Das Wort zum Sonntagl vom 16, 02, 08 
Ihr Lieben,

am Samstag habe ich in der ARD das Wort zum Sonntag gehört.

Es hat mich sehr angesprochen; deshalb möchte ich es auch für Euch hier einmal zum Besten geben:

Das Wort zum Sonntag vom 16. Februar 2008,
gesprochen von Barbara Manterfeld-Wormit


Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

Ein Mann ist verhungert. Mitten in Deutschland. Als die Zahlung des Arbeitslosengeldes zuende ging, verließ er sein Zuhause und fuhr mit dem Rad Richtung Süden nach Niedersachsen – in die Nähe seiner alten Arbeit. Dort hat er sich verkrochen. In einem Waldstück auf einem Hochsitz und ist verhungert. Zwei Monate hat es gedauert, bis ihn zwei Jäger jetzt zufällig entdeckten.

In Berlin hat der Finanzsenator gerade vorgerechnet, was sich ein Hartz IV Empfänger alles leisten kann mit dem Tagessatz, der ihm für`s Essen zur Verfügung steht. Herausgekommen ist dabei ein Sparmenü: Morgens zwei Brötchen mit Butter & Marmelade, eine Scheibe Käse, 1 Apfel, ein Glas Saft, 2 Tassen Tee – mittags 125g Spaghetti mit Hackfleisch, abends Gurke, Leberkäse und Kartoffelsalat - macht zusammen 3,98 Euro. Ein paar Cent weniger als der Regelsatz. Für Kinder liegt der Tagessatz bei rund 2 Euro. Es stimmt: Damit muss hierzulande keiner verhungern – gesundes Essen und Geselligkeit sind dabei aber nicht drin. Und es ist beschämend, wenn einem der Speiseplan öffentlich vorgerechnet wird – da kann einem die Lust am Essen schon vergehen.

Auch die Bibel erzählt von einem Mann, der sich verkrochen hat – oben auf einen Baum – aus Scham. Kein Hartz –IV Empfänger – im Gegenteil: Geld hatte Zachäus genug. Aber es war nicht redlich verdient. Als Zöllner hatte er es den Anderen einfach abgeknöpft. Darum mochte ihn keiner. Er wurde gemieden – und schließlich redete er auch selbst mit keinem mehr. Als Jesus nun seines Weges kam und die Menschen auf die Strasse strömten, um den Wunderheiler aus Nazareth zu erleben, da kletterte Zachäus auf einen Baum. Niemand sollte es merken, dass er auch gern dabei sein wollte. Und dann passiert tatsächlich ein Wunder: Jesus bemerkt Zachäus in seinem Versteck und verblüfft ihn mit einer überraschenden Aufforderung: "Komm runter, Zachäus, ich will bei Dir essen – heute abend noch!"

Jesus weiß: Das Problem von Zachäus ist nicht das Geld, sondern seine Einsamkeit und Isolation. Also lädt er sich kurzerhand selbst zum Essen ein, denn da geht es nicht nur um Nahrungsaufnahme, sondern auch um Geselligkeit. "Zachäus," ruft er ihn an: "Du bist gemeint!" Und das hat Zachäus gerettet. Er klettert runter vom Baum, deckt den Tisch und krempelt sein Leben komplett um.

Jesus konnte das: Einen Menschen ansprechen, mit dem niemand mehr sprach. Ihn rausholen aus seiner Isolation und Passivität. Wir schaffen das oft nicht: Niemand hat den Mann, der da auf dem Hochsitz verhungert ist, rechtzeitig angerufen: Hey, Sie da oben! Niemand hat ihn vermisst, keiner hat ihn gebraucht. Unbemerkt konnte er sich verabschieden. Wie ein Tier hat er sich verkrochen – und dabei noch Tagebuch geschrieben. Ein verzweifelter Versuch sich mitteilen.

Ein Finanzsenator muss rechnen. Und wir tun es vielleicht auch. Der Kalorienbedarf eines Menschen läßt sich berechnen, und billig einkaufen geht auch. Aber was braucht man, um in Würde zu leben? Was braucht ein Mensch, damit er nicht seelisch verhungert? Wieviel Liebe, Vergebungsbereitschaft, Aufmerksamkeit, Geduld und Hartnäckigkeit? Hätte der Finanzsenator sich nicht als Menüplaner betätigt, sondern sich kurzerhand bei einem Hartz IV Empfänger zum Essen eingeladen, die Scham wäre vielleicht auf seiner Seite gewesen.

Mitmenschlichkeit kennt keinen Regelsatz.


Liebe Grüße
Manfred


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