Hawaiianischer Schamanismus nach Serge King, M. Focke, Hunameister/Lehrer, Kanehuna
Der Schamanismus ist eine eigene Form des Heilens, und das hawaiianische Schamanentum ist eine eigene
Form des Schamanismus.
Unabhängig von seinem Kulturkreis ist die herausragende Eigenschaft des Schamanen die Tendenz zu
Engagement,- zur schöpferischen Aktivität. Wissen und Verstehen sind nicht genug. Auch passives Akzeptieren
allein besitzt keinen Reiz. Der Schamane stürzt sich mit Herz und Seele ins Leben und erfüllt die Rolle des
Mitschöpfers.
Die meisten Menschen bescheiden sich z. B. damit, Gestalt und Lage eines gefällten Baumes zu bewundern.
Der Schamane dagegen gleicht eher dem Bildhauer, der den Baum mustert und erfasst ist, von dem Verlangen,
ihn zum Abbild seiner inneren Vorstellung zu verwandeln…….. oder in ein nützliches Werkzeug.
Er hat Achtung und Bewunderung für den Baum, wie er ist, aber zugleich auch den Impuls, sich mit ihm zu
verbinden und etwas Neues hervorzubringen.
Dieser Aktivismus äußert sich in der wichtigsten Aufgabe des Schamanen: in der Tätigkeit des Heilers.
Unabhängig von Kultur, geographischer oder gesellschaftlicher Umgebung besteht die Aufgabe des Schamanen
im Heilen von Geist, Körper und Lebensumständen. Es ist dieser Einsatz zum Dienst an Gesellschaft und
Umwelt, der den Schamanen von dem Zauberer unterscheidet, der den Pfad (nach dem Modell Carlos
Castanedas) ausschließlich zu persönlicher Machtentfaltung und Erleuchtung beschreitet.
So kann man gut verstehen, dass der Schamanismus, der uns gewöhnlich an ländliche Gegenden oder
Wildnis denken lässt, auch in großstädtischen Bereichen sowohl natürlich als auch notwendig ist.
Erstens ist der Schamane vor allem ein Heiler, unabhängig von kulturellem oder geographischem Umfeld.
Zweitens leben heutzutage mehr Menschen in Großstädten und Ballungsräumen, als auf dem Lande. Drittens
ist der Schamanismus – und besonders die hawaiianische Spielart – aus mehreren Gründen an die moderne Zeit
und ihre Bedürfnisse angepasst:
1. Er ist gänzlich überkonfessionell und pragmatisch orientiert. Da das Schamanentum ein Handwerk
und keine Religion ist. Man kann ihn allein oder in einer Gruppe praktizieren.
2. Er ist sehr einfach zu lernen und anzuwenden, obgleich – wie bei jedem Handwerk – die Vervollkom-
menung gewisser Fähigkeiten eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.
3. Besonders die hawaiianische Version lässt sich jederzeit und überall praktizieren, etwa zu Hause,
bei der Arbeit, in der Schule, beim Spiel oder auf Reisen. Diese Annehmlichkeit ist vor allem darauf
zurückzuführen, dass die hawaiianischen Schamanen meist mit dem Geist und Körper allein arbeiten.
Sie verwenden keine Trommeln, um veränderte Bewusstseinszustände herbeizuführen, und sie ge-
brauchen keine Masken, um andere Formen oder Qualitäten anzunehmen.
4. Es liegt im Wesen des Schamanismus, dass der Praktizierende, indem er andere heilt auch sich selbst
heilt, und indem er den Planeten transformiert, den Weg der eigenen Transformation beschreitet.
Zwar sind alle Schamanen Heiler, doch die Mehrzahl beschreitet den >Weg des Kriegers> ; nur eine Minderheit, zu der auch die Schamanentradition Hawaiis gehört, folgen dem Weg, den man den >Weg des Abenteurers> nennt.
Der >Krieger> Schamane wird Angst, Krankheit oder Disharmonie personifizieren und sich auf die Erfahrung von Macht, Beherrschung und Kampfkünsten konzentrieren, um damit umzugehen.
Ein >Abenteurer> Schamane hingegen wird solche Zustände „entpersonifizieren“ (d. h. sie als Auswirkung, nicht als Dinge behandeln) und mit ihnen umgehen, indem er Qualitäten wie Liebe, Zusammenarbeit und Harmonie entfaltet. Ein einfaches Beispiel mag diese unterschiedlichen Ansätze illustrieren:
Wenn Sie mit einer Person konfrontiert sind, die emotional erregt ist, würde ein >Krieger> Schamane Ihnen vielleicht helfen, einen starken psychischen Schutzschild aufzubauen, um Sie vor der negativen Energie des anderen zu schützen. Der >Abenteurer> Schamane dagegen würde Sie vermutlich lehren, Ihre eigenen Energien zu harmonisieren, damit Sie ruhig bleiben und sogar zur Quelle der Heilung für andere Personen werden können. Ferner ist der Pfad des >Krieger> Schamanen oft einsam, während der Pfad des >Abenteurers> von Natur aus recht gesellig ist. Trotzdem ist es schwierig, wenn nicht gar unmöglich , den Unterschied zwischen Meistern beider Richtungen festzustellen:
Je machtvoller man ist, desto liebevoller ist man auch (da es immer weniger zu fürchten gibt); und je liebevoller man ist, desto machtvoller ist man auch (da das Vertrauen immer größer wächst).
Ich kenne beide Wege, und ich wählte und lehre den Pfad des „Hawaiianischen Abenteurerschamanen“, weil ich ihn für den praktischsten und heilsamsten halte, doch habe ich großen Respekt vor der Arbeit des >Kriegers> und setzte auch diese im Bedarfsfall ein.
Die sieben Hunaprinzipien zeigen von welchen Ideen und Grundsätzen der >Kanehuna> sich in allen Bereichen leiten lässt.
Aloha
Manfred